Bühnenkostüm “Gefangen im goldenen Käfig”

Bühnenkostüm “Gefangen im goldenen Käfig”

Während meiner Ausbildung in der Meisterschule für DamenkleidermacherInnen mit dem Schwerpunkt “Bühnenkostüm” an der KunstModeDesign Herbststrasse in Wien durfte ich ein eigenes Bühnenkostüm fertigen. Zur Auswahl standen vier Epochen, so auch das späte Rokoko, für welches ich mich schlussendlich entschieden hab. 

Grenzenlose Freiheiten des Adels?

Mein Konzept rund um den goldenen Käfig entstand aus dem Interesse heraus, was hinter dem scheinbaren Wohlstand und der grenzenlosen Freiheit des Adels zur Zeit des späten Rokokos steckt. Ich wollte auf vorhandene Probleme in der gehobenen Gesellschaftsschicht aufmerksam machen und zeigen, dass der Schein, bei näherem Hinblick, manchmal auch trügt. 

Der Prozess der Ideenfindung war relativ lang, da ich kein großer Fan von Ressourcenverschwendung, Protz und Luxus im Übermaß, wie zu Zeiten des Rokokos, bin und das eigentlich auch nicht mit einem Bühnenkostüm und meiner Arbeit dazu unterstützen wollte. Trotzdem gefiel mir das Aussehen der Kleidungsstücke zur damaligen Zeit sehr. Nachdem ich einiges an Bildmaterial in meinem Recherchebuch gesammelt hatte, kam mir irgendwann die Erkenntnis, dass ich mein Konzept so gestalten könnte, dass sich Menschen manchmal selbst nicht wohl in ihrer Haut fühlen, obwohl dies von außen nicht immer gleich erkennbar ist. Nur weil sich Leute in einer bestimmten Art und Weise kleiden, heißt das noch lange nicht, dass sie auch wirklich so sind, wie Außenstehende auf den ersten Blick vermuten könnten.

Miederstickerei meines Bühnenkostüms

Was mich inspirierte

Immer schon gab es Menschen, die sich trotz Reichtums in Unfreiheit befanden. Sie fühlen sich als Mitglied der wohlhabenden Gesellschaftsschicht in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt und sitzen letztlich wie in einem „goldenen Käfig“. Wer sich dann nicht an die Etikette der Schönen und Reichen hält, dem sei sicher, dass er sehr schnell alles verliert, was er besitzt.

In der Zeit des Rokokos waren die (meisten) Adelsleute sehr verschwenderisch und genossen ihr Leben in vollen Zügen, während viele Bürger (ver)hungerten und große Armut ertragen mussten. Natürlich gab es auch zu dieser Zeit Adelsleute, die keinen wirklichen Sinn darin sahen und sich eigentlich für ihren Lebensstil und ihre Taten schämten. Dieses Gefühl wollte ich durch mein entstandenes Bühnenkostüm zum Ausdruck bringen. Dem gesellschaftlichen Druck auszubrechen konnte sehr schwierig sein, da mit der Etikette der wohlhabenden Schicht nicht zu spaßen war und den Aussteigern zum Teil sogar der Kontakt zur eigenen Familie wie z. B. den Kindern oder Eltern untersagt wurde. 

Dieser Grundgedanke lässt sich sehr gut in die heutige Zeit überleiten, da es heute auch sehr viele Leute wie z. B. Promis, PolitikerInnen oder andere öffentliche Persönlichkeiten gibt, die selbst nicht immer alles, was sie tun oder wie sie leben, gut finden und sich teilweise sogar dafür schämen. Es ist nicht immer leicht, aus solchen Situationen herauszukommen, da  oftmals nur die eigenen Gedanken bleiben. Denn sie sind das mitunter Einzige, was jedem Menschen WIRKLICH selbst gehört. Bis jetzt zumindest.

 

Kennst du ähnliche Situationen? Schreib mir gerne deine Erfahrungen in einem Kommentar! 

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